Erhard und Claudia Mott radeln elektrisch von Bamberg nach Kitzingen

Ein praktisches Fahrradkoffer- und Korbsystem ist kein Luxus

Wenn wir schon mal kinder- und enkelfrei haben schlafen wir etwas länger und brechen erst auf, als schon alle anderen Gäste abgereist sind. Eine E-Bike Tour soll ja auch zur Erholung dienen, Stress haben wir die ganze Woche. Nach dem Frühstück packen wir mit wenigen Handgriffen unsere komfortablen Fahrradkoffer. Im Gegensatz zu unpraktischen Fahrradtaschen, bei denen man entweder alles ausräumen oder durchwühlen muss, verstaut man seine Wäsche und Utensilien schön ordentlich nebeneinnander und hängt die Koffer links und rechts an den fest montierten Gepäckträgeradapter. Oben drauf kommt entweder noch ein Koffer oder eine Tasche für Ladegeräte, Wertgegenstände, Wasserflasche. Unter der Woche benutzt Claudia den großen Einkaufskorb, der ebenfalls auf den abschließbaren Adapter passt. Das perfekte Korb- und Taschensystem, es steigert den Nutz- und Gebrauchswert eines Elektrorades enorm. 

Ein Abenteuer folgt dem anderen

Strom sparen ist die umweltfreundlichste Energiequelle

Leise rollen wir aus Schweinfurt hinaus und staunen beim Anblick der beiden Kühltürme des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld, die wie sakrale mittelalterliche Doppeltürme als Zeichen der Macht weithin sichtbar sind. Vielleicht lässt man für unsere Nachfahren ein paar dieser Relikte aus unserem Zeitalter, in dem Energie maßlos - ohne Rücksicht auf kommende Generationen - verbraucht wurde, zur lehrreichen Besichtigung stehen. Je näher wir kommen, um so mulmiger wird das Gefühl, man hört und liest ja schließlich so manches. Da lieber Windräder angeschaut, die sich gar lustig drehen. Aber aufgepasst, auf Dauer wird einem bei diesem Anblick schwindlig, mancher dreht dabei durch, nimmt seine Lanze und greift wie Don Quichotte diese Riesen an.

Es führt über den Main, (k)eine Brücke aus Stein
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Kaum ist diese Gefahr überwunden kommt schon das nächste Abenteuer. Die Straße hört am Mainufer abrupt auf, ohne Brücke sollen wir mit unseren Rädern samt Gepäck den breiten Fluss überqueren. Wir stellen uns einfach ans Ufer und winken einem Schiff, welches tatsächlich auf uns zu steuert und anlegt. Schnell haben wir einen Preis verhandelt und der Kapitän bringt uns an das andere Ufer. Da noch weitere 50 Radler mitfahren muss es es sich wohl um eine Fähre handeln.

Vielleicht die neue Idee: Amphibien-E-Bikes?

Auf der Uferstraße begegnen wir einer ganzen Kolonne Amphibienfahrzeugen. Diese Urviecher einer vergangenen Epoche können sich wie Frösche oder Lurche sowohl im Wasser als auch auf Land fortbewegen. Irgendwas muss sie angelockt haben, vielleicht ist gerade Paarungszeit?

Städtchen und Burgen aus dem Bilderbuch

Was die Maintour so reizvoll macht sind die kleinen, schmuck hergerichteten Weindörfer. Man muss sich einfach Zeit lassen und darf nicht einfach weiterrasen, ohne nach links und rechts zu schauen. Sonst entdeckt man nicht den alten Wehrturm, der als Holzschuppen genutzt wird. Die Franken sind schon ein bodenständiges Volk, woanders kommt das Denkmalamt und macht womöglich einen Aufstand...

Über Volkach geht es weiter mainabwärts, da sehen wir auf einem Schild den Weg zur Hallburg ausgeschrieben. Wären wir nicht elektrisch unterwegs, würden wir mit dem schweren Gepäck einfach den Radweg weiterfahren. So nehmen wir einen Umweg in Kauf und werden auf der Hallburg mit gutem Essen und Trinken belohnt. Während wir uns auf dem großen Burghof unter Kastanienbäumen entspannen und die Leute beobachten, laden wir an der einzigen Steckdose unsere Akkus nach. E-Bike erfahren wie wir sind haben wir nämlich einen Mehrfachstecker im Gepäck. Falls schon mehrere Akkus am Netz hängen, brauchen wir nur eine Steckdose oder klemmen die anderen einfach dazu. 

Als wir endlich wieder aufbrechen haben wir durch unsere Rast eine Menge Zeit verloren - oder gewonnen? Wir nehmen den Weg über die Weinberge nach Sommerach, was uns eine phantastische Aussicht zum Steigerwald beschert. Bei Münster Schwarzach steht am Radweg ein einzigartiger Aussichtsturm, im Sommer umgeben von tausenden von Margaritenblumen. Die Stützen sind lebende Bäume, nicht nur totes Holz und Stahl. Was es doch für Ideen gibt, die dann auch noch ausgeführt werden, bravo!

Irgendwann wird alles besser

Um noch am gleichen Tag wieder zurück nach Lauda zu kommen, nehmen wir den Zug bereits in Kitzingen. Auch hier wieder eine Gleisunterführung mit Treppenanlage, nicht mal eine Schiene zum Hochschieben ist angebracht. Eine Plage und Zumutung für Radler, Eltern mit Kinderwagen oder Menschen mit Gehbehinderung. Wir müssen halt alle zusammenhalten, dass die Stuttgarter einen neuen Bahnhof bekommen. 

Fazit unserer E-Bike Main-Tour

Mittlerweile sind Elektroräder technisch so weit entwickelt, dass Tagesstrecken mit Gepäck ein Kinderspiel sind. Selbst das Vitali Elektrofaltrad schafft die Strecke mühelos und ist durch das geringe Gewicht, den starken Antrieb und die hervorragenden Fahreigenschaften besser geeignet als große, schwere Elektroräder. Starke Motoren und Akkus, kleine Ladegeräte, geringes Gewicht, breite Reifen, sichere Bremsen, eine robuste Schaltung und gute Sitzhaltung auf einem komfortablen Sattel machen ein tourentaugliches E-Bike aus. Dann noch ein Paar Fahrradkoffer und die richtige Bekleidung. Schon kann jeder das erleben, was uns beiden so viel Freude macht. Urlaub vor der Haustür, mal einfach zwischendurch, gesunde Bewegung, frische Luft und dabei die Heimat kennen und lieben lernen. 

Ihr Erhard und Claudia Mott

Streckendaten


Strecke Schweinfurt - Kitzingen: ca. 55km
Karten werden keine benötigt, der Radweg ist gut ausgeschildert

Tipps zur E-Bike Tour Schweinfurt - Kitzingen

  • Der Umweg über die Hallburg lohnt sich
  • Badesachen mitnehmen, es gibt unterwegs schöne Mainstrände und Baggerseen
  • Wer nicht trödelt kann ohne Weiteres man auch von Marktbreit aus mit der Bahn zurück fahren.

Start bei Elektrorad Mott - Distelhausen Schwedenkopf - Froschkonzert bei Dittigheim - Biberspuren in Impfingen - Werbach Uhu Nest - Hochhausen 3 Mark Strafe - Niklashausen Pfeiferhannes - Tauberdschungel - Gamburg Salamander Kinderstube - Schlupfenscheune - Kreuzfahrergeschichten

Start ins Grüne

Die Wetterfrösche quaken an diesem Tag Regen, trotzdem starten 15 unternehmenslustige Leute mit Erhard Mott zu einer Vital Bike Tour durchs Taubertal mit unbekanntem Ziel. Erhard Mott als Tourführer warnt vor: bitte nicht überholen, es könnte jederzeit angehalten werden!

Der erste Stopp - Kriegsnarben am Bischemer Brückle

Ein paar bei der letzten Brückenrenovierung übersehene Einschusslöcher und ein Wegkreuz weisen auf einen Luftangriff im 2. Weltkrieg hin. Die ersten E-Bike Radler sind sich unsicher, was das für eine Radtour werden soll, naja, jetzt erst mal weiter.

Der Schwedenkopf an der Kapelle  in Distelhausen

Keine 10 Minuten dauert die Fahrt, dann schon das nächste Ereignis: Die Geschichte vom Schwedenkopf, der seit 400 Jahren den Radlern hinter her schaut. Endlich spricht mal wieder einer, besser gleich eine ganze Radlergruppe mit ihm. Man hat als Radfahrer halt auch gewisse Aufgaben und Verantwortung.

Froschkonzert im Biotop bei Dittigheim

Ein gut eingestimmter, geübter Männerchor von etwa hundert Kröten gibt im Biotop ein Konzert. Wieder kommen wir rechtzeitig, um dem Liebeslied dieser Herren zu lauschen und Beifall zu spenden.

Biber Nagespuren an der Tauber bei Impfingen

In Impfingen holen wir die Becks ab, erfahrene Vital Bike Fahrer der ersten Generation. Herr Beck kennt sich aus, er zeigt uns einen gewaltigen, hundertjährigen Apfelbaum, der seit 3 Wochen von Biberzähnen bearbeitet wird und nur noch auf einem kleinen Stunpf steht. Wir machen uns richtig Sorgen, dass dem Biber nichts passiert, wenn der Baum fällt...

Der Uhuhorst im Steinbruch

Im gewaltigen Steinbruch zwischen Impfingen und Werbach leben seit geraumer Zeit die Uhus, von Beruf Nachtjäger. Die Profis schlagen im lautlosen Flug selbst Bussarde und junge Lämmer. Wir wollen vor Anbruch der Dunkelheit wieder zuhause sein.

Nebeneinandergehen kostet 3 Mark Strafe

An der Tauberbrücke bei Hochhausen sollen alle 3 Mark Strafe zahlen, wir haben das Gebot sträflich missachtet, dass man nicht nebeneinander gehen darf. Außerden weist uns Herr Beck darauf hin, dass wir den Pfarrer fragen müssen, ob wir die Gemarkungsgrenze überfahren dürfen. Oh je, nichts wie weg, bevor uns die Vergangenheit einholt!